Kinderträume






Schon der Säugling träumt, bevor er überhaupt sprechen kann - ein
Beweis mehr, daß die optischen Empfindungen im Traum überwiegen.
Das bestätigte Professor Hans Winterstein, der dazu schrieb:
"Die optischen Erlebnisse überwiegen an Häufigkeit und Umfang
weitaus alle anderen. Das durch Gehörreitze ausgelöste Traumerlebnis
ist meist nur optischer Natur, und nur relativ selten treten sie selbst als akustische
Phämomene in den Trauminhalt ein. Hörträume sind anscheinend
schwierig zu bewerkstelligen. Selten geht die geträume Pistole los, am
häfigstenist noch Musik zu höhren oder - in matter und nur unbestimmt
als Gehöreindruck - die Sprache. Alle anderen Empfindungen, Geruch.
Geschmack, Wäreme, Kälte, Druck, Schmerz sind höchst selten
im Traum". Aber die seelischen Empfindungen, durch das Traumbild
optisch dargestellt, sind schon im frühesten Babyalter vorhanden.
Kinder träumen intensiver als Erwachsene, ihre Reise ins Traumland ist
meist märchenhaft . Oft werden ihre ganz persönlichen Wünschen
im Traumbild dargestellt, das meist auf die engere Traumwelt beschränkt
bleibt. Äußere Reize der Umwelt, Fernsehen, Straßenverkehr, aber
auch Märchen, Sagen und spannende Kinderbücher bleiben nicht
ohne Einflußauf das Traumgeschehen. Sie schlagen sich in wahren
Angsträumen nieder, die das Kind in Schweiß gebadet erwachen lassen.
Nicht umsonst stehen zum Beispiel Verfolgungsträumen an der Spitze
kindlicher Traumbilder, gefolgt von Fallträumen.
Kinder träumen durchsichtiger, einfacher als Erwachsene. Ihre Seele
ist noch nicht so belastet, die Lebenserfahrung hat sie noch nicht
mitgenommen. Trotzdem glaubt Alfons Maeder, ein Schüler Jungs,
daß in einigen Kindheitserinnerungen eine symbolische Voraussicht
wichtiger Lebenserfahrungen zu sehen ist. Denn schon in der Kindheit
werden manche Erlebnisse verdrängt - Beweis für jene Träume
von Erwachsenen, in denen sich solche Erlebnisse plötzlich wieder verdichten.